Pflicht und Gehorsam

Das allgemeine Verständnis von Pflicht und Gehorsam auf diesem Planeten ist unfassbar schwachsinnig - und gleichermaßen unfassbar Zerstörerisch!

Weshalb?
Nun, angenommen ich habe einen Freund mit blauen Augen - dann genügt ein schwachsinniger Staatspräsident, der alle Menschen mit blauen Augen zum Feind erklärt - damit es ab diesem Moment meine staatsbürgerliche Pflicht ist, meinen bisherigen Freund als Feind zu erachten!

Nun hat sich mein Freund bislang zu mir stets als Freund verhalten und niemals feindselige Absichten gezeigt. Wie kann es da meine Pflicht sein, meinen Freund ab jetzt als Feind zu erachten und zu behandeln?

Genozid wird in unserer Welt als Gräuel bezeichnet und die Staatenführer behaupten, alles Erdenkliche zu unternehmen, damit nie wieder ein Genozid passieren möge.
Was für eine Heuchelei!
Denn es ist gerade dieses Verständnis von Pflicht und Gehorsam, das auf dem gesamten Globus gesellschaftlich verankert ist, welches Genozid überhaupt erst ermöglicht!

Wenn irgendein irrer Staatspräsident erklärt, dass die Albaner, oder die Juden, oder die Moslems, oder die Christen, oder die Protestanten, oder die Katholiken, oder die Schwarzen, oder die Aborigines, oder die Schwulen, oder „die Linken“ oder „die Rechten“ Untermenschen oder Feindesmenschen wären und bekämpft gehören - dann erachte ich es als meine Pflicht, dem Irren zu sagen, dass er ein Irrrer ist!
Denn diesem „Befehl“ des Präsidenten zu gehorchen kann keine Pflicht sein!
Es müßte, im Gegenteil, die Pflicht jedes Menschen sein, die eigenen Worte und Taten vor sich selbst zu verantworten - dann würde bereits der erste General des irren Präsidenten den Wahnsinn stoppen, bevor er begonnen hat.

Denn hinsichtlich der Frage nach Freund und Feind ist die Sache ziemlich klar: Das ist in jedem einzelnen Fall eine Frage der persönlichen Beziehung in der direkten Begegnung zweier Menschen!

Wenn ich in meinem Leben bereits hundert Menschen begegnet bin, die von den Massenmedien im Allgemeinen auf ihre Religionszugehörigkeit als „Muslime“ reduziert werden, keine einzige diese Begegnungen feindselig verlaufen ist und es eigentlich völlig unerheblich war, ob diese Menschen nun Muslime waren oder nicht, weil es eben bloß hundert einzelne Begegnungen mit hundert einzelnen und höchst unterschiedlichen Menschenwesen waren - dann habe ich wirklich keinen Berechtigung, „die Muslime“ im Allgemeinen als Feind zu erachten (wobei die Verallgemeinerung in jedem Fall völlig schwachsinnig wäre, weil es ja stets nur um die Frage geht, ob dieser eine Mensch, der mir gerade begegnet, sich zu mir feindselig verhält, oder nicht!)

Nun sind diese Zeilen keineswegs ein Aufruf zum „zivilen Ugehorsam“, sondern vielmehr der Versuch einer Anregung, damit der Mensch und die Menschheit beginnen mögen, sich langfristig zu verantwortlichen Wesen zu entwickeln.